Bevor ich versuche, plausible Schlüsse aus dem vorhergehenden Beitrag zu ziehen, will ich klarstellen: Bürger, die sich nur um instrumentelles Wissen bemühen, also ihre gesamte Aufmerksamkeit und Kraft auf die Bewältigung und Gestaltung ihres persönlichen Lebens richten, verdienen vollen Respekt. Das gilt auch für die Bürger mit Orientierungswissen, die unpolitisch sind. Ihre Politikenthaltung ist kein Mangel. Es ist verständlich, wenn sich Menschen voll auf ihr Privatleben konzentrieren, also auf ihre Beziehung zum Partner, zur Familie und zu Freunden, auf ihren Beruf und auf ihre Vorlieben in der Freizeit. Jeder muss selbst entscheiden, was ihm in seinem Leben wie wichtig ist und was er gern tut. Sehr viele Menschen haben einfach keinen Bock auf Politik und sind dort auch fehl am Platz, wenn sie keine Freude daran haben.
Ein politisch engagierter Bürger – ehrenamtlich im Rahmen einer zivilgesellschaftlichen Gruppe oder in einer Partei oder professionell als Politiker – ist ein Mensch, der klare Vorstellungen von der wünschenswerten Gesellschaft hat und bereit ist, die in der Demokratie gegebenen Möglichkeiten zu nutzen, um die Verhältnisse entsprechend zu gestalten. Dafür braucht er Macht. Diese erhält der Abgeordnete von den Wählern, die ihm vertrauen, dass er die ihm geliehene Macht dafür einsetzt, seine Versprechungen so gut es geht zu erfüllen.
Wenn sich Bürger gern politisch engagieren und sich für das „große Ganze“ einsetzen und entsprechend informieren, dann ist das gut und wichtig, aber sie sind deshalb nicht besser als die anderen. Allerdings muss auch gesehen werden, dass ohne eine Mindestzahl von politisch informierten und engagierten Bürgern die Demokratie nicht funktionieren kann. Bei dieser „Mindestzahl“ denke ich nicht an Bürger, die sich professionell politisch betätigen – in öffentlichen Institutionen, im Bildungssystem, in den Medien, in den Parteien und Regierungen oder als Lobby für wirtschaftliche Interessen – sondern nur an die Bürger, die sich politisch ehrenamtlich engagieren (als Parteimitglieder oder in der organisierten Zivilgesellschaft). zum Inhaltsverzeichnis
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