Von wem gesagt wird, er habe ein starkes Mitteilungsbedürfnis, der soll in ein schlechtes Licht gerückt werden. Es ist zwar wirklich lästig, wenn jemand mehr bequatscht wird, als er will. Aber es gibt auch harmlose und willkommene Ausprägungen des Mitteilungsbedürfnisses. Auch das Schweigen einer Person, mit der wir kommunizieren wollen, kann bekanntlich lästig sein. Dann müssen wir ihre Mine oder Körperhaltung deuten – und das macht auch nicht immer Lust auf mehr Kontakt.
Jedenfalls finde ich ein Mitteilungsbedürfnis, das sich auf den Gesprächspartner einstellt und diesen nicht überfordert, sehr sympathisch. Ob dann das Gesagte mehr an der Oberfläche bleibt oder in die Tiefe geht, kommt darauf an, was beide wollen (nicht nur eine/r von beiden).
Wenn der Gesprächspartner (Achtung Einfügung: ich verzichte darauf, hier ausdrücklich auch noch die weibliche Form hinzuschreiben, denn ich formuliere nach einem Verständnis von Grammatik, das die männliche Form als geschlechtsneutral betrachtet, also immer auch die Mädchen und Frauen einbezieht)…Äh.. Wenn also mein Gesprächspartner mir nicht persönlich gegenübersteht, sondern – wie hier im Internet – gesichtslos, also mir unbekannt ist, dann kann ich mich natürlich nicht dem Gegenüber anpassen, sondern nur nach eigenem Geschmack versuchen, jedes Übermaß zu vermeiden und möglichst knapp und verständlich meine Gedanken zu formulieren, damit sie gern gelesen werden.
Und was die Ordnung betrifft: Der „Gedankenschuppen“ hat, wie gesagt, einen Werkstattcharakter. Themenkomplexe sind wie Möbel, die aus Brettern und anderen kleinen Teilen (Gedanken) zusammengefügt sind. Ein Schrank zum Beispiel besteht aus Teilkomplexen wie Türen und Schubladen (= zu einem Beitrag zusammengefügte Gedanken). So etwa gibt es zum Themenkomplex „Wie funktioniert Demokratie?“ mehrere Beiträge, die sich direkt aufeinander beziehen: einer schließt im Sinne eines Gedankengangs an den anderen an. Die „Einzelbetrachtungen“ sind wie Türen oder Schubladen, die noch keinem Möbel zugeordnet sind (nur so herumliegen).
So sehr ich small talk schätze, wenn dabei das Gefühl von gegenseitigem Einverständnis entsteht, so geht es mir in meinem Blog nicht um leeres Geschwätz, sondern um die Suche nach Antworten, die das höchste Maß an Wahrhaftigkeit (nicht zu verwechseln mit naturwissenschaftlicher Beweisbarkeit!) anstreben. Solche Antworten lassen sich nach sorgfältiger Prüfung der dafür relevanten Tatsachen und Erfahrungen geben. Welche Tatsachen und welche Erfahrungen für Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens wie relevant sind, wird immer umstritten sein, weil komplexe Tatsachen und Zusammenhänge unterschiedlich interpretierbar sind.
Der Wert von Antworten bemisst sich daran, wie plausibel die Gründe sind, die für sie sprechen. Antworten sind immer vorläufig. Aber Antworten sollten nie isoliert für sich stehen, sondern mit anderen kombiniert zu einer Art „Argumentationsgebäude“ zusammengeführt werden. Es wäre anmaßend, aus den Argumenten und Gedanken ein „festes Gebäude“ errichten zu wollen. Deshalb bevorzuge ich den provisorischen „Gedankenschuppen“ (siehe einleitender Hinweis: „Was will ich mit diesem Blog?„) zum Inhaltsverzeichnis
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